Die drei Stationen
des Gletscherjet 3 und 4 am Kitzsteinhorn in den Österreichischen Alpen
erhielten Dach- und Fassadenbekleidungen aus RHEINZINK in einer speziell
angepassten Kassettenbauweise. Neben den erheblichen Wind- und Schneelasten war
die Logistik beim Bauen in der schwer zugänglichen Bergwelt eine weitere
Herausforderung.
Seit 1965 kann man
am Kitzsteinhorn in Österreichs erstem Gletscherskigebiet auch im Sommer Ski
fahren. In den Folgejahren wurde die heute Gipfelwelt 3000 genannte Region mit
immer wieder neuen Seilbahnen und Liften erschlossen, sodass sie sich zum
Tourismusmotor für die Orte Zell am See und Kaprun entwickelte. Pünktlich zum
50-jährigen Jubiläum haben die Kapruner Gletscherbahnen die Erschließung völlig
neu geordnet, sodass der Gletscher ganzjährig direkter und schneller erreichbar
ist.
Herzstück ist
dabei die 2015 eingeweihte neue Bahnen-Achse Gletscherjet 3 und 4, die
Wintersportler zügig zu weiten freien Pisten bringt und Sommergästen sogar eine
Rundreise um die Gipfelwelt 3000 ermöglicht. Drei neue Stationen sorgen für
eine komfortable Anbindung und eine zügige Abfertigung auch bei hohem Andrang. Ihre
Stationsgebäude nehmen nicht nur die ausgefeilte Fördertechnik auf, sondern
müssen sich auch als Baukonstruktionen in der anspruchsvollen Lage mit Höhen
zwischen 2500 und 3000 m über NN dauerhaft und sicher behaupten.
Erreicht wurde
dies unter anderem mit einer Dach- und Fassadenbekleidung aus RHEINZINK, die
heute alle drei Stationen gegen Wind, Wetter und vor allem den Schnee schützt.
Die in einer Sonderkonstruktion ausgeführten Kassetten geben den Gebäuden eine
maßstäbliche Kleinteiligkeit und ermöglichten zugleich die geschwungenen,
leicht und fast weich wirkenden Gebäudeformen. Die gemeinsame Oberfläche RHEINZINK-prePATINA
blaugrau verleiht den drei weit auseinander liegenden Gebäuden eine
architektonische Einheit und betont so auch ihren verkehrstechnischen Zusammenhang.
Titanzink stellt bei diesem Projekt erneut unter Beweis, dass sich das Material
auch in sehr kalten Regionen verlegen lässt und sich als natürlicher Werkstoff
ohne Beschichtung gerade in ökologisch sensibler Umgebung bewährt.
Mit Seilbahn und Pistenraupe zur Baustelle
Wie bei
Bergbahnprojekten üblich, werden die Bauwerke als Berg-, Mittel- und Talstation
bezeichnet, wobei „Tal“ in diesem Fall aber nur relativ zu verstehen ist. Denn
Gletscherjet 3 und 4 schließen sich an die Bahnen I und II an, ihr Startpunkt
am Alpincenter liegt dadurch bereits auf stattlichen 2448 m Meereshöhe. Von
hier kann man wahlweise in 10er-Kabinen mit optimalem Wetterschutz oder auf
offenen 8er-Sesseln mit beheizten Sitzen
nach oben fahren. Die Sesselbahn endet an der Mittelstation, während mit den
Kabinen eine direkte Durchfahrt auf den Gletscherjet 4 bis auf fast 3000 m Höhe
möglich ist.
Was heute Touristen begeistert war bei der Erbauung zunächst eine Herausforderung. Denn alles Material und jede Maschine mussten zunächst mühselig auf den Berg geschafft werden, dessen oberer Teil aber nicht mehr per Straße erreichbar
ist. Rund 15.000 t Material legten die letzten Abschnitte deshalb mit der
Seilbahn zurück, Großgeräte wie Betonmischer oder Kräne wurden zerlegt und mit
der Pistenraupe hinaufgezogen.
Die
Tragkonstruktion der Stationen entstand überwiegend als Stahlkonstruktion auf
Betongründung – wobei für die Herstellung des Betons das Zugabewasser und die
Zuschlagsstoffe teilweise beheizt werden mussten. Die Rohbauten erhielten
sowohl auf dem Dach als auch an den Fassaden eine bituminöse Abdichtung. In die
Dachabdichtung sind Keilbohlen integriert, die als Hochpunkte für die
Befestigung der Dachbekleidung dienen.
Letzte Anpassung im beheizten Container
Die Dachbau
Ges.m.b.H. aus Piesendorf unweit von Kaprun übernahm die Titanzinkarbeiten der
Dach- und Fassadenbekleidung. Sie entwickelte gemeinsam mit der Fachberatung
von RHEINZINK Österreich die technische Sonderlösung der Kassetten und ihrer
Befestigung, die auch den besonderen logistischen Bedingungen der Baustelle
entsprechen musste. Das Unternehmen verwendete 1,2 mm dickes RHEINZINK Tafelmaterial,
das in der eigenen Werkstatt zugeschnitten und gekantet wurde. Die
vorgefertigten Kassetten für rund 3500 m² Deckfläche wurden dann auf den Berg
geschafft. Für alle Detail- und Anpassungsarbeiten, die erst unmittelbar am
Einbauort ausgeführt werden konnten, stand oben ein beheizter Doppelcontainer
zur Verfügung, in dem letzte Zuschnitte oder Umformungen bei normgerechten
Temperaturen ab 10 °C möglich waren.
Um die hohen
Schneelasten sicher aufnehmen zu können, sind die Dachkassetten mit einem
Blechkleber auf eine wasserunempfindliche Holzwerkstoff-Mehrschichtplatte geklebt.
Die Bekleidung kann so auch große Schneemengen mit den prognostizierten Lasten von
teilweise über 6 kN/m² ohne Verformung tragen. Zum Vergleich: Im norddeutschen
Tiefland gelten in der Regel 0,85 kN/m² als charakteristische Schneelast. Weil
am Gletscherjet von Kaprun auch mit seitlichem Schneedruck gerechnet werden
muss, wurden in einigen Abschnitten die sechs unteren Reihen der
Fassadenbekleidung ebenfalls mit Unterlagsplatte ausgeführt.
Geschwungene Formen mit ebenen Kassetten
Bei der
Befestigung der Elemente war vor allem die besondere Windexposition der
Baustelle zu berücksichtigen. Aus den Planungsunterlagen ergaben sich
Basiswindgeschwindigkeiten von bis zu 38 m/s mit einzelnen 2-Sekunden-Böen von
bis zu 50 m/s. Auch hier macht erst der Vergleich die Dimension deutlich: Selbst
in der Windzone 4 an der stürmischen Nordseeküste wird der Referenzwind
lediglich mit 30,0 m/s angesetzt.
In die
Unterkonstruktion der Dachbekleidung wurden verdeckt liegende Regenrinnen
integriert, die das durch die Fugen der Kassetten eintretende Wasser oberhalb
der Abdichtung ableiten. Das Gefälle dafür entstand mit dem tonnenförmig
gewölbten Rohbaudach. Die Bekleidung der Dächer und Fassaden bildet diese
geschwungene Form auch nach außen ab, ohne dass jedoch aufwendig gebogene
Bleche benötigt wurden. Stattdessen ermöglicht die kleinteilige Geometrie der
ebenen Kassetten weiche, scheinbar gerundete Gebäudeoberflächen – die nur bei
sehr genauer Betrachtung als Polygonzug zu erkennen sind.
Diese Gestaltung, die einen bewussten Kontrast zur scharfkantigen Bergwelt bildet, wird von der zurückhaltend wirkenden Oberfläche RHEINZINK-prePATINA blaugrau unterstützt. Mit ihr wird die Farbgebung der natürlichen Patina bereits im Herstellungsprozess vorweggenommen. Da es sich um keine Beschichtung handelt, bleiben alle positiven Eigenschaften des Titanzinks erhalten.
Die Oberflächen der Patina-Line von RHEINZINK vermeiden einen offenkundig neuen Eindruck der Bauwerke und reduzieren die Lichtreflexionen, was sich gerade in der sonnenintensiven Bergwelt als zusätzliches Plus erweist. Mit diesen Vorteilen der Oberfläche, des geringen Gewichts und der guten Formbarkeit hat sich Titanzink unter den besonderen Bedingungen der Höhenlage und des Klimas beim Gletscherjet 3 und 4 ausgezeichnet bewährt. Die ausgeführte Sonderkonstruktion berücksichtigt die speziellen Anforderungen durch Wind- und Schneelasten und sorgt so gemeinsam mit der Dauerhaftigkeit des Materials für lange, wartungsarme Standzeiten der Dach- und Fassadenbekleidungen.
Bautafel
Projekt: Stationsgebäude
Gletscherjet 3 und 4 am Kitzsteinhorn, Land Salzburg/Österreich, eröffnet 2015
Auftraggeber:
Gletscherbahnen Kaprun AG
Architekt: Arkan
Zeytinoglou, Wien
Dach- und
Fassadenbekleidung: Dachbau Ges.m.b.H., Piesendorf, Land Salzburg/Österreich
Material: Sonderkonstruktion
mit objektbezogen gefertigten Kassetten aus RHEINZINK Bandmaterial 1,2 mm dick
Fachberatung: RHEINZINK Österreich
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