Von der Sonne
geküsst zu werden ist immer ein besonderes Erlebnis – auch für ein
Gebäude. Ein derartiges ist das Beratungszentrum der Sparkasse NO Mitte
West AG „Am Schwaighof“, das mit seiner neuen Vorgehängten
Hinterlüfteten Fassade (VHF) mit integrierten Photovoltaik-Modulen neue
Maßstäbe setzt. Gewonnene Kraft und Energie werden mit anderen geteilt.
Sind eine Vorgehängte Hinterlüftete Fassade und Photovoltaik ein
Widerspruch? Mitnichten. Immer mehr Architekten sehen sich mit einem
stetig steigenden Energiebedarf konfrontiert, der neben anderen
erneuerbaren Energiequellen auch durch Photovoltaikanlagen, die derzeit
auch vom Staat stark gefördert werden, gut mitabgedeckt werden kann.
Ein wesentlicher Knackpunkt ist jedoch die Ästhetik. Lösungen, wie man
die kleinen Solarkraftwerke elegant in das architektonische
Erscheinungsbild integrieren kann, sind mehr als gesucht.
Aus der Not eine Tugend machen
Wie es gehen kann, zeigt das Beispiel des Beratungszentrums Am
Schwaighof in Niederösterreich. Die Ausgangslage war ein Gebäude,
dessen Fassade generalsaniert werden musste. Das neue Fassadenprojekt
ins Rollen gebracht hat Prok. Günther Denk, der für das
Immobilienmanagement der Sparkasse Niederösterreich Mitte-West AG und
deren verbundene Unternehmen verantwortlich ist. Eines dieser
Unternehmen ist die Sparkasse Niederösterreich Mitte-West
Stadtentwicklungs Ges.m.b.H., die das Beratungszentrum Am Schwaighof
betreibt. Das Mitte der 2000er Jahre erbaute Gebäude beherbergt heute
unter anderem die Sparkassenfiliale und einen Gastronomiebetrieb, eine
Trafik und eine Apotheke sowie ein Logistikunternehmen, die
S-Bausparkasse und einen Personaldienstleister. Gegenüber befindet sich
ein großer Supermarkt, der auch zum Komplex gehört. Im Zuge der
Fassadensanierung wurde auch eine große PV-Anlage am Dach geplant. Die
Idee, auch eine PV-Anlage in die Fassade selbst zu integrieren, wuchs
rasch, und man begann nach einer technischen Lösung zu suchen.
Funktionale Ästhetik gesucht
Anfänglich beratender Begleiter für dieses Vorhaben war für Ing.
Günther Denk, der aufgrund seiner langjährigen beruflichen Erfahrung
eine erste Einschätzung für die Sanierung der Fassade abgeben konnte.
Für den Eigentümer, die Sparkasse NÖ Mitte-West AG war es ein absolutes
Muss, eine ästhetische Lösung für die Integration der PV-Anlage in die
Fassade zu finden. Mit der Sanierung der Fassade wurde die Firma
Pasteiner beauftragt. Ziel war es, dass sich die PV-Paneele bündig in
der Fassade eingliedern. Dieser Bereich musste bei den Fassadenplatten
entsprechend ausgespart werden. Die große Herausforderung war dabei,
dass ein Bestandsgebäude saniert wurde, bei dessen ursprünglichen
Fassadenplanung der Aufbau einer PV-Anlage gar nicht berücksichtigt
war. Insofern musste eine Sonderlösung entwickelt werden, die alles
andere als klassischer Standard war. Denn für die PV-Module mittels
herkömmlicher Befestigungsmethoden hätte es eine größere Aufbautiefe
gebraucht. So musste auch die Unterkonstruktion entsprechend umgeplant
werden. In enger Zusammenarbeit mit Pasteiner konnte das ausführende
Unternehmen Klenk & Meder die PV-Module direkt an der neuen, für
diese spezielle Situation adaptierten Fassadenunterkonstruktion
montieren. Geliefert wurden die PV-Module von der Firma Kioto, geplant
von Elektro Schadner.
Vom Problemfall zum Vorzeigeprojekt
Eine der Grundideen einer Vorgehängten Hinterlüfteten Fassade ist es,
dem Gestalter möglichst große Designfreiheit anzubieten, indem er aus
den vielen Möglichkeiten des Plattenmaterials wählen kann. Das Ansinnen
des ÖFHFs, dem Österreichischen Verband für Hinterlüftete Fassaden, ist
es, dass es in Zukunft auch möglich ist, PV-Module so in das
Fassadensystem zu integrieren, dass sich diese perfekt in das
Fassadenbild integrieren. Bei diesem konkreten Projekt wurden die
PV-Module anstelle der Faserzementplatten montiert, wobei durch die
unterschiedlichen Maße das Fugenbild ein wenig verändert werden musste.
Um ein harmonisches Erscheinungsbild zu erreichen, wurden schließlich
die Fassadenplatten an die Proportionen der PV-Module angepasst. Der
Verantwortliche der Sparkasse NÖ Mitte-West AG ist mit dem Ergebnis
sehr zufrieden: „Es ist eine sehr saubere Lösung geworden und meiner
Meinung nach ein Vorzeigeprojekt, wie man Photovoltaik schön und
nahtlos in eine Fassade integrieren kann.“ Als Grund dafür, warum nicht
mehr PV-Paneele in die gesamte Fassade integriert wurden, nennt er zum
einen die Größe der Gesamtanlage, denn zu den verbauten 10kWp an der
Fassade kommen noch die 53kWp der auf dem Flachdach montierten Anlage
hinzu, zum anderen aber vor allem die große Verschattung der einen
Gebäudeseite.
Bessere Regelung angestrebt
Der ÖFHF ist permanent mit den betreffenden Instituten, Behörden und
Innungen im regen Austausch, um die Realisierung solch
zukunftsorientierter Fassadenprojekten immer leichter wahr werden zu
lassen.
Mit dem „Merkblatt Photovoltaik an hinterlüfteten Fassaden“
(Merkblatt-Photovoltaik-2024_LV-2024-03-21.pdf (oefhf.at)) hat der
Verband die derzeitig gültigen Informationen zur Planung und Ausführung
von PV-Fassaden zusammengefasst und bringt erstmals eine Übersicht über
die wesentlichen Rahmenbedingungen, mit dem Ziel, Klarheit und
Sicherheit für alle Beteiligten – vorrangig Planer und Ausführende – zu
bringen.
Ing. Günther Denk, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Photovoltaik an
hinterlüfteten Fassaden, der hauptberuflich bei Uni-Bausysteme in
Oberösterreich beschäftigt ist, meint hierzu: „Im Bereich der
PV-Fassaden treffen zwei unterschiedliche Gewerbe – Fassadenbau und
Elektrotechnik – aufeinander. Die gute Abstimmung beider Gewerbe ist
bei PV-Fassaden eine Grundvoraussetzung für eine qualitativ hochwertige
Anlage. Ziel dieses Merkblattes ist es daher, Informationen zu
Planungs- und Ausführungsbasis von Photovoltaik-Modulen in der
Vorgehängten Hinterlüfteten Fassade zusammenzuführen, um Planende und
Ausführende in der Umsetzung und Zusammenarbeit zu unterstützen.“
Mehr Informationen zu den Produkten von ÖFHF finden Sie
HIER.