Mitten im Bezirk Liesing, wo vor Kurzem noch eine Brauerei stand, wird noch
bis Mai an einem Zuhause mit Arbeitsstätten und Einkaufsgelegenheiten für mehr
als Tausend Menschen gebaut.
Die renommierten Architekten von Coop Himmelb(l)au
haben den Masterplan entworfen und dem Ganzen mit einem schlangenförmigen
Wohnbau ein Rückgrat verpasst. Das soll die Wiedererkennbarkeit des Neubaus
erhöhen und tatsächlich kennt ihn, noch vor der Fertigstellung, schon jeder in
der Umgebung. Dazu trägt aber auch eine Zwischendecke von Knauf nicht wenig bei.
Ein freies Zwischengeschoß wurde nämlich in luftiger Höhe mit Aquapanelplatten
verkleidet und von der Künstlerin Esther Stocker mit einem originellen Muster
versehen. Der Trockenbau, der sonst eher durch seine Unauffälligkeit besticht,
bekam diesmal eine auffällige Gestaltung. Der Kreativität sind also dabei
keinerlei Grenzen gesetzt, wie man sieht. Die Künstlerin nahm sich gemeinsam mit
acht MitarbeiterInnen der weißen Oberflächen an und was dabei heraus kam, ist
ein einprägsames aber nicht zu dominantes Muster in Schwarzweiss. Ganz in
Handarbeit zauberte man mit Maß- und Abdeckbändern geometrische Figuren an die
Decke.
Besser zementgebunden
Die Trockenbaufirma Palco hatte den Kunstmalern zuvor das Terrain bereitet.
Mit fünfzehn Mann wurde in dreimonatiger Arbeit der Rohdecke eine Verkleidung
verpasst. „Speziell für jene Anwendung war die zementgebundene Platte eindeutig
die beste Wahl, da ja im Außenbereich besonders Wetterbeständigkeit und
Belastbarkeit zählt. Eine Prüfung der Technischen Universität Dortumund hat
übrigens bewiesen, dass die Biegezugsfestigkeit der Platte auch nach 28 Tagen im
Wasserbad nur geringfügig nachlässt und diese somit weiterhin gebrauchstüchtig
ist. Um die Konstruktion gegen Wind und Wetter absolut resistent zu machen,
wurden außerdem die Abhängungen mit UA-Profilen verstärkt, die Kreuzverbinder
mit einem Korrisionsschutz versehen und es kamen korrisionsgeschützte CD-Profile
als Montagelattung zum Einsatz. Die abgehängte Decke mit einer Abhängehöhe von
über einem Meter verlangte eben nach besonderer Steifigkeit. Zudem spielt die
Sogwirkung am Standort eine Rolle, da die Montageflächen recht exponiert sind
und der Wind zwischen den Geschoßen verstärkt bläst. Dies bekamen auch gleich
die Monteure bei ihren Überkopfarbeiten auf den Rollgerüsten, beziehungsweise
Kränen, zu spüren. „Unseren Mitarbeitern haben die Arbeitsbedingungen in
luftiger Höhe einiges abverlangt“, bestätigt Sascha Radivo, Bauleiter bei
Palco.
Alles mit bedacht
Das fertige Objekt verrät von der Vorgeschichte aber nichts. Wer es nicht
besser weiß, wird vermutlich nicht einmal darauf kommen, dass es sich hier um
eine doppelte Deckenkonstruktion handelt. Die Aquapanel® Cement Boards waren
nach dem Aufbringen genetzt und mit zementgebundener Aquapanel® Fugen- und
Flächenspachtel verspachtelt und schließlich bemalt und bemustert worden. Bei
genauem Hinsehen erkennt man in regelmäßigen Abständen Dehnfugen. „Dabei geht es
nicht darum, Spannungen in der Zwischendecke auszugleichen, sondern auf
Belastungswechsel des Bauwerks im Millimeterbereich eingestellt zu sein“,
erklärt Sascha Radivo. Vor allem Senkungen und Lastschwankungen können die
Ursache sein und so lässt sich verlässlich vermeiden, dass es in der
Trockenbaudecke am Ende zu Verwerfungen oder sogar zu Rissbildungen kommt. Dass
sich hinter der künstlerisch gestalteten Decke Lüftungsrohre und eine sechzehn
Zentimeter dicke Kellerdeckendämmplatte verbergen, lässt sich nur erahnen. Die
Ränder sind zur Rohdecke hin abgeflacht, was neben dem schlanken Design auch den
Vorteil mit sich bringt, dass mehr direktes Sonnenlicht auf das Zwischendeck
kommt. An den Übergängen zur Schräge befinden sich außerdem die notwendigen
Hinterlüftungsgitter. Zu den bereits beschriebenen optischen und funktionellen
Vorteilen kommt, dass die Konstruktion den Niedrigenergiestandard zu erfüllen
hilft. Immerhin sind frei tragende Geschossdecke aus thermischer Sicht recht
heikel. Im Mai wird dann die offizielle Eröffnung statt finden. Teilweise sind
im Hauptgebäude bereits Mieter eingezogen und genießen das Liesinger Flair.