Zuzug und die steigende
Geburtenrate in der südlich von Wien gelegenen Gemeinde erforderten die
Schaffung von mehr und vor allem zeitgemäßen
Kinderbetreuungseinrichtungen. 2008 wurde daher ein geladener
Wettbewerb für ein neues Kinderbetreuungszentrum ausgelobt, welches die
bestehende Gründerzeitschule um acht Volksschulklassen, einen
Kinderhort und einen Kindergarten mit Küche erweitert. Das Material-
und Konstruktionskonzept zeichnet sich durch einen hohen Anspruch an
ökologische Nachhaltigkeit aus, kaum verwunderlich, dass GEOCELL
Schaumglasschotter die erste Wahl zur wärmebrückenfreien Bodendämmung
dieses Passivhausobjektes war.
Der Entwurf der
Arbeitsgemeinschaft MAGK illiz bricht das Bauvolumen in L-förmige
Körper, die so ineinander verschachtelt sind, dass in den
Zwischenräumen unterschiedliche Orte und Freiräume zum Spielen und
Lernen gebildet werden.
Innerhalb des zweigeschossigen
Ensembles ermöglicht eine einfache Wegführung zwischen den
Funktionsbereichen eine gute Orientierbarkeit und schnelle Wege für
Kinder und Erwachsene. Der neue Haupteingang der Schule ist
gleichzeitig Aula und verbindet das Bestandsschulhaus mit dem Neubau.
Die Fassade ist als „gepixelte“ weiße Hülle entwickelt. Format und
Fügemuster der „Fensterpixel“ entsprechen der jeweiligen Nutzung,
wodurch die dahinterliegenden Räume von außen ablesbar werden und der
Wiedererkennungswert der einzelnen Gebäudeteile verstärkt wird. Die
Fassadenflächen sind abwechselnd glatt und grob verputzt, was besonders
bei Streiflicht einen stark plastischen Eindruck entstehen lässt.
Im
Gegensatz zur kontrastreichen Fassade, wird die Gestaltung der
Innenräume durch variierende, feinabgestimmte Farb- und
Materialkombinationen geprägt. Die unterschiedliche Gestaltung von
Türen, Garderoben und Wandpaneelen in einem eigenen Farbspektrum je
Funktionsbereich erleichtert vor allem den Kindern die Orientierung und
erhöht die Identifikation. Die Garderoben der Kindergruppen sind mit
Holz verkleidet und winden sich wie Schneckenhäuser zu privaten
Nischen. In die Gänge und aus der Fassade heraus ragen „Pixel“, die von
den Kindern wie Nester zum Lesen und Kuscheln genutzt werden. Alle
Funktionsbereiche verfügen über Grün- und Freiflächen. Der Pausenhof
faltet sich durch den grell orangen Gummibelag zu einer Kletter- und
Spiellandschaft, die Dachterrasse mit der eben betonierten Oberfläche
wird zur Rennstrecke. Hort und Kindergarten bilden einen gemeinsamen
ein- bis zweigeschossigen Innenhof, der umgeben von Spielfluren,
Mehrzweck - und Bewegungsräumen ein beruhigtes Zentrum ist. Die
farbigen Tür- und Lüftungselemente der raumhohen Glasfassade lassen bei
geöffnetem Zustand einen flexibel nutzbaren Veranstaltungsraum
entstehen. Den Gruppenräumen des Kindergartens vorgelagert, orientiert
sich westseitig eine zweigeschossige Loggia aus einem Vorhang von weiß
beschichteten Schweißrosten und farbigen Glasscheiben. Er
vervollständigt den monolithischen Charakter der Gebäude und dient als
Sonnenschutz und Absturzsicherung. Je nach Blickwinkel wirkt die
Fassade transparent bis geschlossen, von Innen hinaus jedoch verkörpert
sie eine schützende zweite Hülle, die den kleinsten Kindern Blicke ins
Grüne freigibt und bunte Lichttupfen in den Raum zaubert.
Um
eine rasche Bauzeit zu gewährleisten, wurde der Neubau in
Mischbauweise, mit massivem Innenkern als Speichermasse und einer
vorgefertigten, hochgedämmten Hülle in Holzständerbau- bzw.
Massivholzplattenbauweise errichtet. Der gesamt Neubau entspricht dem
Passivhausstandard. Ziel war es höchste Behaglichkeit bei geringsten
Betriebskosten zu erreichen. Ein innovatives Lüftungskonzept ermöglicht
eine Kostenminimierung hinsichtlich Laufzeiten der mechanischen
Lüftung. Dafür werden über Akustikschlitz-Öffnungen die Klassen und
Gruppenräume über die Gangzonen quergelüftet, ohne dass
Schallübertragungen vom Gang zu den Klassenräumen zustande kommen.
Dieses Konzept gewährleistet auch eine technisch einfache Vorbeugung
der sommerlichen Überhitzung durch Nachtabsenkung. Mit Hilfe der
effizienten Kostensteuerung konnte aus dem vorhandenen Gesamtbudget
auch der bestehende Turnsaal im Rahmen der Erweiterung thermisch
saniert werden. Zusätzlich wurden die umlaufenden Lichtbänder erneuert
und allseitig mit horizontalen, teilweise beweglichen
Sonnenschutzlamellen versehen.Das Kinderbetreuungszentrum von MAGK
illiz zeichnet sich durch einen besonders sensiblen Umgang mit der
gewachsenen, kleinmaßstäblichen Struktur der Umgebung aus. Die
gebrochenen Bauvolumen sind so ineinander geschachtelt, dass sie nicht
mit der Umgebung konkurrieren.Gemeinsam mit den Klassen im Bestand
bilden die neue Volksschule, der Hort und der Kindergarten nach knapp
drei Jahren Planungs- und Bauzeit eines der größten
Kinderbetreuungszentren Niederösterreichs.